(Peter Longo Juni 2015) Man könnte seine profunde Gitarrenarbeit definieren als eine musikalische Reise in die Südstaaten der USA zur Kolonialzeit. Inspiration und Transpiration gaben sich die Hand. Der Autodidakt Wolfi hat noch nie kopiert, er spielt abseits jeglicher sklavischer Stiltreue, lehnte sich aber an seine Vorbilder, Bluesmusiker wie Django Reinhardt oder George Benson an.
Die Heimat von Wolfi Mayr ist das Tiroler Oberland, er ist auch dort seit nunmehr zwei Jahrzehnten als musikalisches Original bekannt. Er bringt demnächst seine dritte CD mit einigen Eigenkompositionen heraus.
Neben der Jazz-Gitarre und der E-Gitarre beherrscht Wolfi auch meisterlich das „scat-singing“, eine spezielle Form des Gesangs, eine Improvisation von rhythmisch und melodisch aneinandergereihten Silbenfolgen, ohne Wortbedeutung und ohne zusammenhängenden Sinn, vermutlich entstanden, als dem Jazzmusiker Louis Armstrong Noten und Text auf den Boden gefallen waren, worauf er Wortfetzen improvisierte.
Bei einzelnen Stücken hat Wolfi mit seinem Stimmvolumen täuschend ähnlich Instrumente, wie beispielsweise eine Jazztrompete mit Dämpfer imitiert und gleichzeitig Jazz-Gitarre gespielt. Man könnte ihn als Mann mit einem „Orchester in der Kehle“ apostrophieren.
Immer mit einem Hauch von schelmischem Lächeln zeigte er auch sein komisches Talent und macht sich zum Humor auch musikalisch-rhythmische Muster seiner Vorbilder zu eigen. Sein Repertoire von Blues mit Soul gemischt, davon teils Eigenkompositionen, reicht unendlich weit, einige hier genannte Musikstücke daraus, wie die Eigenkompositionen „Inspiratio“ und „Gipsy Baby“, sowie „Every Day“ und „Animals Blues“ waren von heftigem Beifall gekrönt.
Von den zahllosen Gitarren, die in Frankies Museum an den Wänden hängen, ließ sich Wolfi, gefolgt von fantastischen Darbietungen, sichtlich inspirieren, wie er sagte. Was beim Spielen besonders beachtenswert war, er hat sich über den kleinen Finger einen ausgehöhlten Knochen gestülpt, um sich beim Tonartwechseln durch schnelles Drüberstreifen an den Saiten nicht zu verbrennen, außerdem kann er währenddessen mit den anderen Fingern die Saiten greifen.
Bei all seinen Kompositionen schreibt er nie Noten oder macht Aufzeichnungen, er merkt sich alles, denn er hat etwas Beachtenswertes in die Wiege gelegt bekommen – eine bildliche Behaltungsgabe. Wolfi behält all seine Stücke im Kopf.
Während der Darbietungen wurden die Gäste – und auch zahlreiche Freunde aus dem benachbarten Allgäu – vom Gastgeber Frankie, seiner Gattin und seinem Sohn mit einem riesigen American Toast kulinarisch versorgt.
Wolfi Mayr spielt lieber in der freien Natur als auf der Bühne, gab Konzerte in Südtirol und in Innsbruck, gab auch in Bayern Gipsy-Jazz zum Besten, auch in den Clubs von New Orleans, der Heimat des Jazz, spielte er mit schwarzen Musikern. Das war in der Zeit vor der großen Hochwasserkatastrophe, als der Mississippi über die Ufer trat und die musiktraditionsreiche Stadt fast völlig zerstörte.
Im Gitarrenmuseum in Frankies Lech-Valley-Country-Club gibt es immer wieder musikalische „Gusto-Stückerln“ von international bekannten Musikinterpreten. Blues-Klänge waren bis in die späte Nacht hinein zu vernehmen, wieder einmal ein der Kunst gewidmetes, erfolgreiches Natura 2000-Erlebnis.